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Corona-Krise beeinträchtigt Bildungschancen

Homeschooling
Datum:
Veröffentlicht: 3.6.20
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Caritas fordert mehr Unterstützung finanzschwacher Familien für die Teilhabe an digitaler Kommunikation

Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg beklagt, dass Menschen, die auf staatliche Unterstützungsleistungen angewiesen sind, beim Zugang zu elektronischen Arbeitsmitteln und Medien stark benachteiligt sind. Dies mache sich gerade jetzt in der Corona-Krise deutlich bemerkbar. Sie verstärke die Kluft zwischen begüterten und ärmeren Familien und beeinträchtige die Bildungschancen von Kindern aus einem Umfeld, das nur über knappe finanzielle Mittel verfügt und eher bildungsfern aufgestellt ist.

Obwohl der Staat die Beschränkungen, die er wegen der Corona-Pandemie verfügt hat, allmählich lockert, werden sich viele Schüler noch auf längere Zeit zumindest teilweise im Homeschooling befinden. Dies stellt besonders solche Familien vor Probleme, die über keine oder nur wenig technische Geräte verfügen. „So berichten uns Caritas-Mitarbeiter aus Mehrgenerationenhäusern, dass immer wieder Kinder in die Einrichtungen kommen, um dort ihre Arbeitsblätter auszudrucken“, sagt Ursula Kundmüller.

Die stellvertretende Diözesan-Caritasdirektorin kritisiert die völlig unzureichenden Sätze im Regelbedarf für Kinder und Jugendliche. Für Bildung stehen dort monatlich für 0-6jährige 0,76 €, für 6-14jährige 0,55 €, für 14-18jährige „stolze" 0,23 € und für volljährige im Elternhaus lebende Erwachsene 0,88 € zur Verfügung.

Für „Kauf oder Reparatur von Festnetz- und Mobiltelefon sowie anderer Kommunikationsgeräte“ sieht der Regelsatz für einen Erwachsenen 2,46 € vor. „Die Familie müsste also ein Jahr lang sparen, um sich auch nur den billigsten Drucker kaufen zu können“, rechnet Kundmüller vor. „Und hätte dann noch keine Druckerpatrone.“ Dass eine Familie, die auf Hartz IV angewiesen ist, aber überhaupt etwas ansparen kann, ist eher unwahrscheinlich angesichts der Tatsache, dass der Regelsatz für z.B. Kauf eines Fahrrades oder Installation von Haushaltsgeräten schlicht gar nichts bereitstellt.

Erstaunlich findet Ursula Kundmüller, dass der Regelsatz für „Kommunikationsdienstleistungen, Flat-Rate, Festnetztelefonie und Internet“ einen Betrag von 32,69 € enthält. „Es gibt also einen nahezu realistischen Betrag, um ein Mobiltelefon, einen PC, ein Tablet zu betreiben, aber nicht das Geld, um sich das Gerät anzuschaffen.“

Nicht nur für Schüler und nicht nur in der Corona-Krise ergibt sich, dass Menschen, die ohnehin schon benachteiligt sind, von vornherein aus dem digitalen Bereich der Gesellschaft ausgeschlossen sind. „Damit werden sie vom sozialen Leben, das sich zunehmend digitaler Techniken bedient, mehr und mehr abgeschnitten.“

Das ist umso gravierender, als in der Bundesrepublik derzeit sämtliche Behördenleistungen auf einen digitalen Weg umgestellt werden. Noch ist es möglich, Anträge z. B. auf Arbeitslosengeld auch in Papierform zu stellen. Das Ziel ist jedoch die Digitalisierung der gesamten Kommunikation.

„Die Informationswege im Internet sind genauso wichtig geworden wie Zeitung, Radio und Fernsehen, zum Teil sind sie schon heute wichtiger und schneller.“ Daher muss nach Überzeugung des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg alles getan werden, um Menschen, die auf öffentliche Leistungen angewiesen sind, die Teilhabe an der digitalen Welt zu ermöglichen. „Dies muss in erster Linie durch die Finanzierung der Anschaffung von Technik und geeignete Schulungen für Eltern und Kinder geschehen. Die im Hilfspaket der Bundesregierung beschlossenen 150 € für Bedürftige reichen für einen Laptop nicht aus. Jeder Familie mit Schulkindern sollten für solche Investitionen 500 € zur Verfügung stehen.“ Dieses Anliegen hat der Diözesan-Caritasverband auch in einem Brief an die Bundestags- und Landtagsabgeordneten aus Mittel- und Oberfranken vorgebracht.