Kindertageseinrichtungen betreuen Familien in der Corona-Krise auch zu Hause

Caritas fordert dennoch Rückkehr zu einem geregelten Alltag
Seit 28. April gilt die Ausweitung der Notbetreuung in Kindertagesstätten. Außer Berufstätigen mit systemrelevanten Berufen dürfen jetzt auch Ein-Eltern-Familien ihre Kinder wieder in die Kita bringen. Darüber hinaus haben die Heilpädagogischen Tagesstätten der Jugendhilfe wieder geöffnet.
Das Referat Kindertagesbetreuung im Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg begrüßt diese Lockerungen des Betretungsverbotes als Schritt zurück in einen geregelten Alltag. Die Caritas fordert aber auch eine Perspektive für Eltern und Kinder, wann eine normale Betreuung wieder möglich sein soll. Darüber hinaus brauche es ein Hygienekonzept für die Kindertagesstätten.
In der Erzdiözese Bamberg betreuten die katholischen Kindertagesstätten in der Zeit vor Corona knapp 11.000 Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren sowie über 3.000 Kleinkinder unter 3 Jahren. Die durchschnittliche wöchentliche Öffnungszeit der Einrichtungen beträgt 40 bis 50 Stunden. „Diese Zahlen zeigen, welch großen Einschnitt es bedeutet, wenn die Kinderbetreuung – wie jetzt durch die Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Krise – plötzlich wegbricht“, betont Hildegard Thoma vom Referat Kindertagesbetreuung.
Eltern, die keinen Anspruch auf Notbetreuung haben, müssen z.B. im Home Office arbeiten, Urlaub nehmen oder die Kinderbetreuung eigens organisieren. Dabei stehen sie vor der Herausforderung, die beruflichen Anforderungen und die Grundbedürfnisse der Kinder nach Bildung, Anregung und Bewegung unter einen Hut zu bringen. Es wird berichtet, dass der Druck der Arbeitgeber mitunter sehr hoch ist. Für Arbeitnehmer, die mobil arbeiten könnten, sich aber wegen der Kinderbetreuung nicht auf die Arbeit konzentrieren können, ist von der Regierung leider bislang keine Entlastung durch Ausgleichszahlungen vorgesehen. Nach den Erkenntnissen der Kita-Leitungen bewältigen Familien auf dem Land oder mit eigenem Garten diesen Spagat besser. Familien in der Stadt und in beengten Wohnverhältnissen seien deutlich stärker belastet.
Besonders hart treffe die Situation Ein-Eltern-Familien. Alleinerziehende, so Thoma, treibe die Sorge um, neben dem Home Office die Kinder angemessen zu bilden und zu betreuen und ihnen eine warme Mahlzeit zu bieten. Die Essensversorgung in der Kita – inzwischen fast flächendeckender Standard – entfalle in der Corona-Krise ersatzlos.
Die Kita-Leitungen beobachten, dass in Familien mit mehreren Kindern nach mehreren Wochen in häuslicher Enge die Konflikte zunehmen. Bei manchen muss das Jugendamt helfen, die Spannungen zu lösen. Die Kinder vermissen ihre gleichaltrigen Freunde, ihre vertrauten Ansprechpartner und die vielfältigen Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten in der Kindertageseinrichtung.
In dieser Situation haben die Pädagoginnen und Pädagogen die Familien nicht alleingelassen. Sie schrieben Osterbriefe, bastelten Osternester und stellten sie den Familien vor die Tür. Sie stellen Ideen zur Verfügung für gemeinsames Spiel, Lieder, Reime, Bastelanleitungen, Rezepte, ein Familienmemory, . Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten zu den Kindern und Eltern Kontakt, rufen sie an, bieten sich als Ansprechpartner für ihre Sorgen an. Über den Elternbeirat versenden manche Kindertagesstätten per E-Mail hilfreiche Links zu Informationen über Bildung, Freizeit und Gesundheit.
Die elektronischen Medien werden vermehrt genutzt, um mit Eltern und Kindern in Kontakt zu bleiben Eine Tagesstätte hat eine Dropbox eingerichtet, in die Materialien und sogar kurze Filme aus der Kita eingestellt werden. Eine andere postet regelmäßig neue Videos mit Liedern oder Geschichten. Andere Pädagogen lesen sogar online Kindern Bilderbücher vor.
„Vieles ist in der Krise machbar“, lobt Hildegard Thoma die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. „Dennoch gilt: Gleichaltrige Kameraden, soziale Kontakte und die Vielfalt an Lern- und Spielangeboten in den Kindertageseinrichtungen sind unersetzbar.“