Vielfalt und Leben in Fülle statt Selektion

Erzbischof Schick und Regionalbischöfin Greiner eröffneten „Woche für das Leben 2018“ mit einem Wortgottesdienst in der Stadtbibliothek Bamberg
„Wieso darf man Babys mit Down-Syndrom bis kurz vor der Geburt noch abtreiben? Ich will nicht abgetrieben werden, sondern auf der Welt bleiben!“ Diese Aussage der 19jährigen Natalie in einer Fernsehsendung mit Kanzlerin Angela Merkel zitierte Christiane Weiß, Leiterin der Stadtbibliothek Bamberg, zu Beginn des ökumenischen Wortgottesdienstes.
Mit diesem Gottesdienst in der Stadtbibliothek eröffneten Erzbischof Dr. Ludwig Schick und Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner heute die „Woche für das Leben“ 2018 für die Erzdiözese Bamberg und den Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Bayreuth. Die ökumenische Aktion thematisiert dieses Jahr unter der Überschrift „Kinderwunsch – Wunschkind – Unser Kind!“ die Methoden vorgeburtlicher Diagnostik und ihre ethische Problematik.
In seiner Predigt rief Erzbischof Schick dazu auf, das Leben nicht eng zu machen. Trotz aller Wissenschaft und Technik habe der Mensch nur einen begrenzten Horizont. Dadurch habe er die große Weite und Vielfalt der Schöpfung – die Biodiversität – eingegrenzt und damit ärmer gemacht. Gott schenke dagegen Leben in Fülle, und auch das nicht Perfekte gehöre zu dieser Fülle des Lebens. „Wer nur die Perfektion gelten lässt, befindet sich auf dem Weg zum begeisterten Selbstmord“, warnte der Erzbischof.
Wenn Gentests bezahlt werden, werde der Druck auf die Eltern steigen, diese auch durchführen zu lassen, übte Regionalbischöfin Greiner Kritik an den Plänen, dass den Bluttest auf Trisomie künftig die Krankenkassen finanzieren sollen. Sie kenne keine Mutter und keinen Vater, die ihr Kind mit Down-Syndrom hergeben würden. Aber ein Jahr nach der Einführung des kostenlosen Tests habe sich in Dänemark die Zahl der Neugeborenen mit Trisomie halbiert. Und in Island gebe es gar keine Kinder mit Down-Syndrom mehr. In der Praxis, wurde Greiner deutlich, führe die vorgeburtliche Diagnostik zu einer „Auslese, einer Selektion, die wir in diesem Land auf andere Weise schon einmal hatten.“
Auch Bambergs 3. Bürgermeister Wolfgang Metzner bedauerte in seinem Grußwort, dass sich heute 90 Prozent der Eltern bei der Prognose Down-Syndrom gegen das Kind entscheiden. Er empfahl das Projekt „Glück kennt keine Behinderung“ der Fotografin Jenny Klestil, die Aufnahmen von Kindern mit Behinderung gemacht und im Internet veröffentlicht hat.
Bei den Fürbitten betonte auch Anne Baum, dass ihr Sohn, der Trisomie 21 hat, keine Last, sondern eine Freude sei. Erlebbar machten diese Freude Kinder aus der Tagesstätte St. Anna des Heilpädagogischen Zentrums der Caritas in Lichtenfels, die zu Beginn des Gottesdienstes sangen und tanzten und dabei auch die Erwachsenen mit in den Reigen holten.
Neben der Stadtbibliothek und dem Heilpädagogischen Zentrum waren an der Gestaltung der Feier der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg e.V. und die Katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen des Caritasverbandes für die Stadt Bamberg e.V. beteiligt. Regionalbischöfin Greiner wies auf die Bedeutung der Beratungsstellen hin, denn sie unterstützten die Mütter, die oft „die berechtigte Angst haben, dass ihre Umwelt ihr behindertes Kind nicht mitträgt.“
Die Woche für das Leben dauert noch bis 21. April. In diesem Rahmen wird es in Nürnberg am Dienstag, 17. April 2018, um 19 Uhr im „Fenster zur Stadt“ im Haus der Katholischen Stadtkirche Nürnberg, Vordere Sterngasse 1, eine Performance „Lust auf Leben!“ mit dem Pantomimen Benedikt Anzeneder geben.