Welttag der Armen: Menschen in Not wirklich zuhören

Caritas gestaltet Gottesdienste und Begegnungen – Weihbischof Herwig Gössl kommt nach Hof
Am kommenden Sonntag, 18. November, begeht die katholische Kirche zum zweiten Mal den Welttag der Armen. Die Caritas im Erzbistum Bamberg gestaltet ihn mit unterschiedlichen Veranstaltungen in Hof und Bamberg und einen Sonntag später in Lauf an der Pegnitz.
„Da rief ein Armer und der Herr erhörte ihn.“ Unter dieses Bibelwort hat Papst Franziskus den zweiten „Welttag der Armen“ gestellt. Der Papst versteht das Psalmzitat als Aufforderung, „zu verstehen, wer die wahrhaft Armen sind, auf die wir unser Augenmerk richten sollen, um ihren Schrei zu hören und ihre Nöte und Bedürfnisse zu erkennen.“
Diese Anregung aufgreifend, haben im Namen der Deutschen Bischofskonferenz drei Bischöfe – unter ihnen der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick – als Kommissionsvorsitzende eine Erklärung zum Welttag der Armen veröffentlicht. In ihr weisen sie darauf hin, dass auch im wirtschaftlich erfolgreichen Deutschland ein zunehmender Teil der Bevölkerung sozial ins Abseits gerät. „Denn obwohl es hierzulande funktionierende soziale Sicherungssysteme gibt, können sie nicht immer verhindern, dass Menschen in Not geraten und auf Hilfe angewiesen sind.“
Die Bischöfe benennen Obdachlosigkeit als eine extreme Form der Armut. Doch auch Arbeitslosen, Alleinerziehenden und Rentnerinnen und Rentnern fehle oft das Nötige zum Leben. „Selbst Menschen, die einer Beschäftigung nachgehen, sind vor Armut nicht immer geschützt.“
Zahlen belegen diese Aussagen: Laut Statistischem Bundesamt waren 2016 in Deutschland 16 Millionen Menschen, das sind 19,7 Prozent der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Es sind Bürger, deren Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze liegt, die von erheblichen materiellen Entbehrungen betroffen sind oder die in einem Haushalt mit geringer Erwerbstätigkeit leben. 16,5 Prozent der deutschen Bevölkerung sind von monetärer Armut bedroht – verfügen also über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens. 2016 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei monatlich 1.064 Euro, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.234 Euro.
Der Papst ruft zum Welttag der Armen auf „zu einer ernsthaften Gewissenserforschung, um uns darüber klar zu werden, ob wir wirklich fähig sind, auf die Armen zu hören.“ Hilfsaktionen dürften nicht darauf ausgerichtet sein, „uns selbst zu gefallen“. „Um die erdrückende Situation der Armut zu überwinden,“ schreibt der Papst in seiner Botschaft, „ist es jedoch notwendig, dass die Armen die Anwesenheit von Brüdern und Schwestern erfahren, die sich um sie kümmern und – indem sie die Tür des Herzens und des Lebens öffnen – sie spüren lassen, dass sie Freunde und Familienangehörige sind.“
Um dieser Zuwendung konkrete Gestalt zu geben, wird Papst Franziskus am Sonntag mit 3000 Bedürftigen zunächst die Messe im Petersdom feiern und danach in der Audienzhalle zu Mittag essen. Ein solches Zeichen wünscht sich der Papst in allen Diözesen.
Die Caritas im Erzbistum Bamberg nimmt das Anliegen, den Armen zuzuhören und mit ihnen Mahl zu halten, in verschiedener Weise ernst:
In Hof wird Weihbischof Herwig Gössl um 10.30 Uhr einen Gottesdienst zum Welttag der Armen feiern. Der Gottesdienst findet in der Kirche St. Konrad statt und wird von Mitarbeitern des Caritasverbandes für Stadt- und Landkreis Hof mitgestaltet. Am Ende des Gottesdienstes wird die neue Geschäftsführerin der Caritas Hof, Luise Fochler, offiziell vorgestellt. Im Anschluss trifft sich Gössl, der Bischofsvikar für Caritas und Soziales ist, zu einem Austausch mit Klienten der Caritas bei einem privaten Essen.
In Bamberg wird der Treffpunkt „Menschen in Not“ 40 bedürftige Menschen in seine Wärmestube einladen und für sie ein Drei-Gänge-Menü als besonderes Sonntagsessen kochen. Dabei werden die Gäste nach ihren Problemen und Nöten befragt. Aus den Antworten werden die Träger des Treffpunkts – Caritas, Diakonie, die ehrenamtliche Initiative „Matthäus 25“ und der Landesverband für Gefangenenseelsorge – Forderungen an die Sozialpolitik ableiten.
In Lauf an der Pegnitz wird am darauffolgenden Sonntag, 25. November, um 10.30 Uhr ein Gottesdienst in der Kirche St. Otto gefeiert. In diesem Rahmen werden die Ergebnisse einer Umfrage vorgestellt, welche Katholische Kirche und Caritas im Nürnberger Land unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Ratsuchenden durchgeführt haben. Diese wurden befragt, was Armut im Nürnberger Land konkret bedeute und wie vor Ort mehr gesellschaftliche Solidarität gelebt werden könne.